Moderation: Christine Engel
Lesung in russischer und deutscher Sprache.
In der "intimen" Öffentlichkeit eines beinahe familiären Kreises befreundeter Künstler, Dichter und Kritiker entstand im Moskau der beginnenden siebziger Jahre ein von der monumentalen Umgebung der Metropole abgegrenzter ästhetischer Lebensraum. Wohnungen und Ateliers waren die Orte, an denen Dichterlesungen, Aktionen und Ausstellungen stattfanden - weniger als Präsentation für ein anonymes Publikum von Konsumenten, sondern vielmehr als Anlässe für Begegnungen und Gespräche. Der Leseabend ("wetscher") oder die gemeinsame Teilnahme der persönlich geladenen Gruppe von "Zuschauern" an Aktionen wurden zu idealen - und zunehmend auch selbst ästhetisierten - Anlässen der Zusammenkunft.
Prigovs Interesse gilt vor allem den massenkulturellen Erscheinungen, den Sprach-und Bilderwelten des sowjetischen und heutigen russischen Alltags. Seine Lesungen und Auftritte werden zu aktionshaften Selbstinszenierungen der eigenen Person als Kunstfigur. Rubinstejns Texte sind schon auf den ersten Blick zu erkennen: Textfragmente auf einzelnen Karten oder Blättern, mit einer Nummer versehen, werden zu Serien zusammengesetzt. Diese Arbeitsweise ist im Laufe der Jahre nicht nur zu einer Art Markenzeichen geworden, sondern hat darüber hinaus eine eigene ästhetische und semantische Dynamik entwickelt.