Minu Ghedina & Ana Marwan

Minu Ghedina & Ana Marwan

Di. 28.02.2023, 19:00 Uhr

Minu Ghedina: Die Korrektur des Horizonts. Otto Müller 2022
Ana Marvan: Verpuppt. Roman. Otto Müller 2023

 

Ada spürt früh, dass ihr Platz im Leben auf äußerst wackligem Untergrund steht. Was bei anderen funktioniert, gilt für sie nicht; was in Kinderbüchern über „Vater, Mutter, Kind“ steht, ist ihr fremd. In Die Korrektur des Horizonts (Otto Müller, 2022) beschreibt Minu Ghedina ein sensibles Mädchen, das sich eine eigene Bilderwelt aufbaut und sich in die Schönheit rettet, die ihr als einzige Möglichkeit erscheint, den Irritationen von außen etwas entgegenzuhalten. Wie in einem Tarnkleid tastet sie sich durch die Kindheit und muss immer wieder ihre Welt korrigieren. Später wird sie eine erfolgreiche Kostümbildnerin, erlebt aber auch Tiefschläge, lernt die falschen Männer kennen und kämpft sich aus ihrer schmerzhaften, verworrenen Geschichte. Als sie am 11. September nach Hause kommt, stürzt auch ihre Welt zusammen, „hier und dort und innen und außen“. Erneut verschiebt sich der Horizont und bedarf einer Korrektur.

Im neuen Roman der aktuellen Ingeborg-Bachmannpreisträgerin Ana Marwan Verpuppt (übersetzt von Klaus Detlef Olof, Otto Müller Verlag, 2023) findet sich Rita in der Welt nicht zurecht. Das Leben betrachtet sie als eine reine Aneinanderreihung von Spielchen; je nach Situation wird diese oder jene Version der eigenen Person zur Schau gestellt und vor sich hergetragen. Um das Chaos ihrer Welt zu bändigen, schreibt sie Geschichten, gestaltet Wahrheiten, erfindet sich Gefährten wie Ivo Jež, der – wie sie – im Ministerium tätig ist, Abteilung Raumfahrt. Oder handelt es sich um eine andere Art von Einrichtung und Ivo ist ein Mitpatient? Wird Rita therapiert oder wird die Ärztin von Rita manipuliert? Ist der freie Mensch frei oder ist derjenige ohne Zwang, dem die Entscheidungen abgenommen werden? Der Roman ist eine Einladung, den Wahrheitsgehalt der erzählten Geschichte infrage zu stellen.

Ana Marwan, 1980 in Murska Sobota/SLO geboren, aufgewachsen in Ljubljana, lebt in Wien. Für ihren Text Wechselkröte/ Krota (übersetzt von Amalija Maček) erhielt sie 2022 den Ingeborg Bachmann Preis. Der Roman Verpuppt, im Original Zabubljena (Ljubljana: Beletrina, 2021), wurde mit dem Kritiško sito 2022 für das beste Buch des Jahres 2021 in Slowenien ausgezeichnet.

Minu Ghedina, geboren 1959 in Klagenfurt, aufgewachsen in Innsbruck. Studierte Germanistik und Schauspiel. Nach mehreren Jahren Arbeit an verschiedenen Theatern und beim Film Studium der Bildhauerei bei Alfred Hrdlicka an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Hilde-Zach-Förderstipendium der Stadt Innsbruck 2020 für den Beginn ihres Debütromans Die Korrektur des Horizonts.

Moderation: Maria Piok & Gabriele Wild

Literaturhaus am Inn – Lieben, Sprechen, Fühlen, Genießen
Josef-Hirn-Straße 5
6020 Innsbruck

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