Moderation: Anna Rottensteiner
Wenn Terroristen in Paris in die Menge schießen und Dutzende Menschen ermorden, wenn die Tugendwächter der Französischen Revolution Tausende enthaupten lassen, um „aufklärerische Ideale“zu verwirklichen, aber auch wenn Dostojewskis „Dämonen“ morden, weil ihr Nihilismus ihnen jedes moralische Empfinden raubt – was geht dann in ihnen vor? Warum machen sich Menschen zu Herren über Leben und Tod – und damit zu Gott? Auch wenn sie sich auf Gott oder ein politisches Ideal berufen, so Walis provokante These, dann gilt in Wahrheit genau das Gegenteil: Was all diese Mörder antreibt, ist die Faszination der Gewalt, das Gefühl absoluter Macht, der Wunsch, tödliche Angst zu verbreiten und das soziale Fundament des Vertrauens zu zerstören.
Walis Buch Im Kopf des Terrors ist eine kritische Kulturgeschichte, in der sich der Autor den Themen Terrorismus und Gewalt von Seiten der Literaturgeschichte begegnet: „Weil wir den Terror oft als ein Phänomen der jüngeren Gegenwart verstehen und vielleicht auch verstehen wollen, ist mittlerweile völlig in Vergessenheit geraten, dass er schon immer Stoff für große Literaten, für Hemingway, Sartre, Dostojewski oder Büchner, gewesen ist.“
Najem Wali: Im Kopf des Terrors. Vom Töten mit und ohne Gott. Residenz Verlag 2016