Moderation: Joe Rabl
An die offiziellen Opfer der Diktaturen und Kriege des 20. Jahrhunderts erinnern Mahnmale und Kriegerdenkmäler. Doch wo gedenken wir der Tausenden namenlos gewordenen, heimlich verscharrten Toten – seien es Juden oder Roma, Antikommunisten oder Partisanen? Wie leben wir in Landschaften, die kontaminiert sind mit den unzähligen vertuschten Massakern Mitteleuropas – im burgenländischen Rechnitz genauso wie im slowenischen Kocˇevski Rog oder in Kurapaty bei Minsk?
Martin Pollack geht es um das schonungslose, aber sorgsame Zeichnen einer anderen, wahrhaftigeren Landkarte unseres Kontinents. Einer Landkarte, in der Erinnerung und Gedenken an die Stelle vergifteter Geheimnisse und anonymer Gräber treten.
Martin Pollack, geboren 1944 in Bad Hall. Studium der Slawistik und osteuropäischer Geschichte. Übersetzer polnischer Literatur, Journalist und Autor, zahlreiche Auszeichnungen und Preise, zuletzt Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (2011). Publikationen zuletzt: Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater (2004), Warum wurden die Stanislaws erschossen? Reportagen (2008), Kaiser von Amerika. Die große Flucht aus Galizien (2010, alle Zsolnay).
Joe Rabl, geboren in Kufstein, Studium der Germanistik und Komparatistik, seit 1996 im Verlagswesen, freier Lektor.
Martin Pollack: Kontaminierte Landschaften. Residenz Verlag 2014