Moderation: Carolina Schutti
Voll absurder Komik und Fabulierlust gestalten sich Xaver Bayers Miniaturen in Geheimnisvolles Knistern aus dem Zauberreich. Da sitzt er, der Dichter, in der Früh, allein, im Café Irgendwo, und lässt den Blick, die Wahrnehmung und die Fantasie schweifen. Mit gespannten Sinnen begegnet er der Gegenwart, und durchaus kritisch stellt er sich einer Welt, die seinen wütenden Ekel verdient. Er ist ein hellwacher Beobachter mit Blick für das Unscheinbare, ein Wanderer in Niemandslandschaften, ein Flaneur, unter dessen Augen sich die fade Monotonie, die Unerheblichkeit des Alltags verwandelt, sodass für Momente das Unerwartete, das Fantastische, das Ungeheuerliche der Fantasie in die Wirklichkeit einbricht.
Die Menschen in Bernhard Strobels Erzählband Ein dünner Faden hingegen sind entsetzlich genervt voneinander, und diese Gereiztheit steht jeweils knapp vor einer beängstigenden Entladung. Die lethargischen, schweigsamen (oder sprechfaulen?) Helden dieser Texte leben fast ausschließlich in ihren kleinen Häuschen, nicht in der Stadt, nicht am Land, sondern in der Region dazwischen; es gibt den kleinen oder größeren Garten, es gibt die obligatorische Garage, es gibt Nachbarn – und es gibt Kinder. Und das Ergebnis ist das schiere Gegenteil von Idylle: Vorwürfe, Aggressionen, Misstrauen, viel Unausgesprochenes und Geheimnisse, die Strobel, der „Meister des Weglassens“, seinen Personen ohnehin belassen würde, da er ihnen so wenig nahetritt, wie diese Personen Distanz zueinander halten.