Blog von Clemens Berger Folge 3: Abu Kickl

Blog von Clemens Berger Folge 3: Abu Kickl

Dass die Freiheitlichen, zumal in Regierungsverantwortung, nichts gegen Juden haben, wissen wir. Sind sie doch selbst, wie Strache vor sechs Jahren sagte, die neuen Juden. Zudem sind sie, wie Strache und Co. sagen, die Speerspitze gegen den neuen Antisemitismus, also gegen jenen importierten, der mit den vielen Moslems kommt, ohne die der Antisemitismus längst von der österreichischen Scholle verschwunden und höchstens in manchen spezialdemokratischen Kellern noch virulent wäre.

Wenn es bisweilen doch zu bedauerlichen Einzelfällen kommt, die dieser Tage im Tagesryhthmus auftreten, werden die bedauerlichen Einzelfälle hart und konsequent bedauert — und zwar dann, wenn es scheinbar nicht mehr anders geht. Nach seiner Rede auf dem sogenannten Akademikerball, in welcher der Parteichef vor der versammelten geistigen Elite der schlagenden Burschenschaften den Antisemitismus scharf und unmissverständlich verurteilte, wurde der Held des kleinen Mannes, der Beschützer von Heimat und Scholle und der Farbenbruder der nationalistischen Fechter und Biertrinker erstmals auf seiner eigenen Facebook-Seite mit Spott und Häme überzogen: Kniefall vor dem linken Meinungsterror, Verrat am eigenen Geschichtsbild, Kotau vor gewissen Kreisen, mit denen natürlich immer die Juden gemeint sind.
Für seine Verteidigung Udo Landbauers hingegen erntete Strache  frenetischen Beifall. Allerdings fragten sich die meisten Kommentatorinnen und Kommentatoren auf seiner Seite, warum diese sogenannten Journalisten dergleichen überhaupt ungestraft schreiben dürften. Sie gehörten eingesperrt. (Es wurde ihnen auch Schlimmeres gewünscht.) Die Wüteriche verstecken sich meist nicht hinter Pseudonymen. Sie schreiben in ihrem Namen. Man muss sich der eigenen Gemeinheit und Niedertracht nicht mehr schämen. Strache wird ihnen bald verbieten, FPÖ zu wählen. Antisemitismus hat in ihr keinen Platz. Wir sollten sie an ihren Taten messen, hören wir immer wieder. Wir glauben ihnen natürlich.

In den nächsten Tagen wird der Parteichef jenem alten Tiroler, der vor laufenden Kameras im Gespräch mit dem Tiroler FP-Spitzenkandidaten von der HJ und ihrer Zucht und Ordnung schwärmte und meinte, man dürfe nicht mehr „die stinkenden Juden“ sagen, weil man dann gleich ein Nazi sei, konsequenterweise klar und deutlich verbieten, blau zu wählen. Und es dürfte sich auch nur noch um Tage handeln, bis Strache auf seiner Facebook-Seite den bislang beinahe 50,000 Mal geteilten Aufruf „Wem unsere Kultur nicht gefällt soll wieder gehen!! Teile das Schweins Schnitzel wenn du der gleichen Meinung bist.“ aufs Schärfste verurteilen wird — mit dem Hinweis auf jüdische, aber auch vegetarische Speisegesetze befolgende Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Da man bei faschistoiden und autoritären Charakteren oft andere, nämlich psychoanalytische Kriterien zu Rate ziehen muss, und sich in ihren ressentimentzerfressenen Zellen bisweilen scheinbar Paradoxes entwickelt, stellt sich für die Zukunft der neuen Anti-Antisemiten eine andere heikle Frage. Ein Blick nach Deutschland und zur AfD, die den Freiheitlichen noch am Wahlabend im November gratulierte, weist die Richtung. „Die einzigen, die noch bei Arthur Wagner anrufen“, ist in der aktuellen ZEIT zu lesen, „sind Journalisten.“ Arthur Wagner ist noch in der AfD, aber seit er Ahmad Wagner heißt und zum Islam konvertiert ist, wollen seine ehemaligen Kameraden und Kameradinnen nichts mehr von ihm wissen. Wahrscheinlich weil sie fürchten, mit ihm komme der Antisemitismus in die Partei.

Nun denn: Wer wird dem großen Bruder folgen und Unfrieden stiften? Abu Kickl? Mohammad Landbauer? Saif Gudenus? Fatma Rosenkranz? Osama Hofer? Oder gar Ji-Had Strache?

Literaturhaus am Inn – Lieben, Sprechen, Fühlen, Genießen
Josef-Hirn-Straße 5
6020 Innsbruck

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