Versteckte Lesarten: Oskar Pastior

Versteckte Lesarten: Oskar Pastior

Donnerstag, 08-05-2014, 20:00 Uhr

Moderation: Ursula Schneider

Vortrag mit Lucia Gorgoi, Verena Stross, Ursula Wittstock

Der rumäniendeutsche Lyriker und Übersetzer Oskar Pastior (1927, Hermannstadt / Sibiu – 2006 Frankfurt a. M.) stand im Zentrum des Buches Atemschaukel von Herta Müller (2009). Das Buch hat die aus ethnischen Gründen erfolgte Deportation des jungen rumäniendeutschen Protagoni-nisten in ein russisches Lager zum Inhalt, ebenso die Homosexualität des Protagonisten und seine Angst vor gesellschaftlichen Repressalien.

Pastiors erst spät bekannt gewordene Homosexualität hatte für ihn weitreichende Konsequenzen: Wie bei vielen Homosexuellen übte der Geheimdienst psychischen Terror aus und erpresste ihn schließlich zur Mitarbeit. Seit dem Bekanntwerden seiner Tätigkeit als IM (Informeller Mitarbeiter) der rumänischen Geheimdienste werden in der Literaturkritik Stimmen für eine Neubewertung des Autors und seines Werkes laut. Dabei stellt sich die Frage, ob diese Forderungen unter Berücksichtigung der biographischen Aspekte berechtigt sind.

Der aus Rumänien stammende deutsche Dichter und Drehbuchautor Frieder Schuller hat in seinem Theaterstück Ossis Stein oder Der werfe das erste Buch. Ein rumänischer Volkstanz mit wechselnden Paaren (2012) dieses Problem zum Thema gemacht: Er stellt die wichtigsten biographischen Stationen Pastiors dar, zeigt den Menschen in Grenzsituationen und fragt, ob diese ein Fehlverhalten entschuldigen können.
Im Vortrag werden Szenen aus dem Theaterstück gezeigt und Originalaufnahmen von Lyriklesungen Oskar Pastiors präsentiert.

Lucia Gorgoi, Dozentin für Germanistik an der Babes¸-Bolyai Universität Cluj / Klausenburg, sowie ihre Kolleginnen Verena Stross und Ursula Wittstock arbeiten gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen der Forschungsplattform Geschlechterforschung der Universität Innsbruck an einem Forschungsprojekt Alternative Formen der Sexualität in der rumänischen Literatur nach 1945. Eine literaturhistorische Spurensuche. Im Fokus des bilateralen Forschungsprojekts stehen die literarischen Werke der rumänischen LGBT (Lesbians, Gays, Bisexuals, Transgenders) oder Texte, die queere Stoffe, Motive oder Themen aufweisen, von 1945 bis heute.

*  In dieser Reihe wird an Autorinnen und Autoren erinnert, literarische Fundstücke werden präsentiert und zu Unrecht aus dem Kanon gefallene Schriftstellerinnen und Schriftsteller wiedergelesen. 

In Kooperation mit der Forschungsplattform  Geschlechterforschung der Universität Innsbruck

Literaturhaus am Inn – Lieben, Sprechen, Fühlen, Genießen
Josef-Hirn-Straße 5
6020 Innsbruck

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