Moderation: Anna Rottensteiner
Sowohl Marlen Schachinger als auch Joachim Zelter thematisieren in ihren neuesten Publikationen die Position des Autors im heutigen Literaturbetrieb, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise.
Klug geflunkert ist halb gewonnen – so lautet der Lebensgrundsatz Mario Kamovs, einem der Hauptprotagonisten in Marlen Schachingers Roman denn ihre Werke folgen ihnen nach. Seine Karriere als Bestsellerautor basiert auf einem Diebstahl: Die bei einem Verlagseinbruch entwendeten Manuskripte bearbeitete und publizierte er – mit beachtlichem Erfolg – als eigene Werke. Jahrzehnte später wird ihm seine Irreführung zum Verhängnis. Um aller Welt zu beweisen, dass er ein angesehener Schriftsteller ist, trotzdem man ihn immer der Unterhaltungsliteratur zurechnete, nimmt er einen Lehrauftrag für Poetik an einer Universität an. Unter seinen Studierenden befindet sich auch Luca, dessen Mutter eine der bestohlenen AutorInnen ist. … Das Katz-und-Maus-Spiel wird letztlich zu einem Konkurrenzkampf, den nur einer von beiden überleben kann. Allzu gern würde Mario seinen Mentee ins Jenseits befördern, was er nicht wagt, denn sein ist das Wort, aber nicht die Tat.
„Was hier erzählt wird, ist keine Fiktion. Alles ist wahr, oder bewegt sich zumindest nahe an der Realität. Abweichungen des Erzählten von wirklichen Begebenheiten oder wahren Verhältnissen wären also rein zufällig – oder ein letzter Tribut an die Literatur.“ So beginnt Joachim Zelters „Literaturnovelle“ einen Blick werfen, die tragikomische Beschreibung eines Literaturbetriebs, in dem es um vieles geht, kaum mehr aber um die Literatur. Lakonisch, melancholisch und mit beißendem Witz beschreibt Zelter einen Literaturbetrieb, in dem Effekte zählen, Autorinnen und Autoren wichtiger sind als ihre Werke – und Lebensläufe bedeutsamer als jede sprachlich literarische Fähigkeit.
Marlen Schachinger: denn ihre Werke folgen ihnen nach. Roman. Otto Müller 2013
Joachim Zelter: Einen Blick werfen. Literaturnovelle. Klöpfer & Meyer 2013