Moderation: Joe Rabl
Im Erzählband Wir zerschneiden die Schwerkraft von Irmgard Fuchs werden Sehnsuchtsbotschaften per Silvesterrakete zu den Sternen geschickt, ein alter Mann flüchtet in seinen Koffer und treibt mit diesem durchs All, ein anderer zerpflückt im Zuge mehrerer Bewerbungsschreiben sein Leben und am Ende bleibt nur eine Insel.
Die Figuren zweifeln an sich selbst, an der Wirklichkeit und an der Welt im Allgemeinen. Sie haben ihre Schwerkraft verloren, gewinnen dadurch allerdings eine Freiheit, die es ihnen erlaubt, anders zu sein. In ihren Erzählungen versetzt Irmgard Fuchs die Welt in eine Schieflage: Alltägliches kippt ins Groteske, das Groteske wirkt plötzlich ganz normal.
Der Tod der Großmutter lässt Friederike, in Marianne Jungmaiers ersten Roman Das Tortenprotokoll, in ihren Heimatort zurückkehren. Dort hat sich wenig verändert: ein Elternhaus ohne Worte, emotionale Kälte, Familienmitglieder, die ihren Schmerz mit Rationalität betäuben. Der Tod hat in diesem Haus keinen Platz.
Während der Vorbereitungen zum Begräbnis sucht Friederike mit ihrer Jugendliebe Tobias im Haus der Großmutter nach Erinnerungen und Geborgenheit. Unter nutzlos gewordenen Dingen findet sie ein altes Protokollheft, das neben Tortenrezepten auch den Hinweis auf ein anderes Leben enthält, eines, von dem niemand weiß …
Ein beeindruckendes Romandebüt über das „österreichische Rezept“, sich die Vergangenheit und deren Schmerz mit Torten und Tascherln vom Leib zu halten.
Irmgard Fuchs: Wir zerschneiden die Schwerkraft. Erzählungen. Kremayr & Scheriau 2015
Marianne Jungmaier. Das Tortenprotokoll. Roman. Kremayr & Scheriau 2015