Wolfgang Bunzel, Michael Pilz und Thomas Wegmann im Gespräch
Falls Sie es noch nicht wussten: 2015 ist Bierbaum-Jahr. Wer aber erinnert sich heute noch an den 1865 im niederschlesischen Grünberg geborenen und 1910 in Dresden verstorbenen Schriftsteller, Publizisten und Herausgeber Otto Julius Bierbaum? Als Autor dickleibiger satirischer Zeitromane wie Stilpe (1897) oder Prinz Kuckuck (1906) wird er heute ebenso wenig mehr gelesen wie als deutscher Bearbeiter von Carlo Collodis Kinderbuchklassiker Pinocchio (1905 u. d. T. -Zäpfel Kerns Abenteuer) oder gar als Lyriker und Singspieldichter. Dabei hat Bierbaum vor allem als Zeitschriftengründer, -redakteur und Anthologist sowie als unermüdlicher Promotor der Buchkunstbewegung nachhaltige Spuren in der Literatur- wie auch in der Kunstgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts hinterlassen. Am ehesten dürfte Bierbaum wohl noch als Verfasser des Buches Eine empfindsame Reise im Automobil von 1903 im Gedächtnis geblieben sein: Auf Goethes Spuren hatte er in einem 8 PS starken Einzylinder-Wagen der Marke „Adler“ von Berlin kommend den Brenner überquert. Mit der Literarisierung dieser Italienfahrt schuf Bierbaum das erste Autoreisebuch der deutschen Literaturgeschichte überhaupt, das bereits unter dem bezeichnenden Motto stand: Lerne Reisen ohne zu rasen.