Moderation: Birgit Mertz-Baumgartner, Doris Eibl
Boualem Sansal, der 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt, zählt zu den wenigen algerischen Schriftstellern, die das Land während des Bürgerkriegs der 1990er Jahre nicht verlassen haben und weiterhin dort leben und schreiben. Seine Werke sind in Algerien jedoch verboten.
In einer schonungslosen, oft als realistisch bezeichneten Sprache entwirft Boualem Sansal individuelle Schicksale vor dem Hintergrund großer historischer Ereignisse wie der Kolonisierung Algeriens durch Frankreich, dem Unabhängigkeitskrieg oder dem Bürgerkrieg in Algerien. „Geschichte“ wird dabei stets ungewöhnlich und neu perspektiviert, wie etwa in Das Dorf des Deutschen, das über den Protagonisten Hans Schiller die NS-Zeit, algerischen Unabhängigkeitskrieg und Bürgerkrieg thematisiert und dabei grundlegende Fragen nach Schuld und Verantwortung aus transnationaler Perspektive neu stellt.
Der Essayband Postlagernd: Algier, gerichtet an seine Landsleute, spiegelt die Empörung des Autors über die politischen Missstände im zeitgenössischen Algerien und ist ein kraftvolles, gleichzeitig auch berührendes Plädoyer für Veränderung.