Der Charme der langen Wege heißt sein neues Buch, die Geschichte eines Geräuschemachers, eines Künstlers, einer traurigen Person und einer Wirklichkeit, die weit entfernt des eigenen Lebens verläuft. Wenn die akustischen Effekte von Sprühdosen und Brausetabletten an Bedeutung gewinnen und man sich insgeheim fragt, wie die Klangwelten der Hörbuchkassetten seiner eigenen Kindheit entstanden sind, dann ist man dort gelandet, wo Hanno Millesi einen vielleicht hinbringen wollte.
Hanno Millesis Nähe zur Bildenden Kunst, seine vielfältigen Collagen und sein genau kalkuliertes Experimentieren mit Text und Situation machen ihn zu einer literarischen Ausnahmeerscheinung. Er schreibt nicht einfach Bücher, er erschafft parallele Realitäten. Die Lektüre seiner Werke, die einen wechselweise in Zustände innerer Unruhe und heiterer Erregung versetzt, hinterlässt gerne eine gewisse Irritation.
Hanno Millesis literarische Welt ist ein Zuschnitt unserer Welt, eine Verzerrung, eine Verwirrung, eine verkehrte Logik, die in sich schlüssig ist und gerade deshalb beängstigend sein kann. Alltägliche Situationen, die sich genau gegenteilig zu alltäglichen Situationen verhalten. Kompositionen des Lebens die Gefühle der Freude, des Lachens und tiefe Verunsicherung hervorrufen. Oder frei nach den Worten von Daniela Strigl über Hanno Millesi: „Seine Figuren zwingen uns, die Realität nach ihrer Facon zu sehen: als eine wahnwitzige Veranstaltung.“
Hanno Millesi: Der Charme der langen Wege. Roman. Atelier 2021
Tipp von Boris Schön
Lesung, Gespräch und Bilderpräsentation in der Stadtbibliothek Innsbruck: 25. Jänner 2022 um 19 Uhr. Save the date!