In ihrem Erzählband Florida beweist die 1978 geborene Autorin Lauren Groff auf beeindruckende Weise, wie das zeitgenössische Erzählen von einer Welt, in der sich der Klimawandel gerade vollzieht, gehen kann. Die Leser*innen begegnen in den Erzählungen einer Vielzahl meist weiblicher Protagonisten, und was diese erleben, in welcher Situation sie sich befinden – das ist durchaus irritierend bis verstörend. So werden zwei Mädchen allein in der Wildnis zurückgelassen, eine Mutter läuft jede Nacht gegen ihre Wut und ihre Zweifel an, eine weitere gibt, einem inneren Impuls folgend, alles auf, was sie hat. Eine weitere befindet sich „Auge in Auge“, so der Titel der Erzählung, mit dem Hurrikan, der über ihr Haus hinwegfegt und sie auf dessen Trümmern wie auch auf jenen ihres Lebens zurücklässt.
Es sind allesamt Ausnahmeentscheidungen, Ausnahmezustände, die noch verstärkt werden, als sie in Ausnahme-Wetterzuständen stattfinden, in der ständig sich steigernde flirrende Hitze Floridas, während eines Hurrikans, eines Dauerregens und dem darauf folgenden Hochwasser. Neue Schrecken, deren Dimensionen den Menschen in ihren Erzählungen noch nicht bewusst sind, und denen sie hilflos ausgeliefert scheinen, obwohl sie deren Verursacher sind.
Lauren Groff: Florida. Erzählungen. Hanser Verlag 2019
Tipp von Anna Rottensteiner